Neutraublinger Geschichte(n)

Geschichten gibt es in Neutraubling viele zu erzählen. Das Archiv und das Museum der Stadtverwaltung sind voll davon. Schade ist nur, wenn diese Geschichten nicht erzählt werden.

Stadtarchivarin Petra Aichinger startet daher in Zusammenarbeit mit Katrin Odvody, der Kuratorin des Museums Neutraubling, eine Veröffentlichungsreihe unter dem Titel „Neutraublinger Geschichte(n)“. Wie „aus dem Nähkästchen geplaudert“ geben sie damit jeden Monat Einblicke in das Archiv- und Museumsmaterial und enthüllen die kleinen Geschichten dahinter.

„Mir war von Anfang an wichtig, die Arbeit nicht hinter verschlossenen Türen zu verrichten. Archivarbeit erfolgt nicht in dunklen, verstaubten Ecken, auch wenn dieses Bild zum Thema Archiv gerne mal vor Augen erscheint.“, so Aichinger. Die Idee dazu ist nicht neu. Bereits in den 90er Jahren veröffentlichten ihre Vorgängerinnen Edith Frank und Cäcilie Vilsmeier hin und wieder Bilder, Zeitungsausschnitte und kurze Texte zur Ortsgeschichte.

Mal Informativ, mal zum Schmunzeln, mal zum Nachdenken und vielleicht auch mal einfach nur, um nicht zu vergessen wie hier alles anfing. Neutraublings Historie reicht nicht sonderlich lang zurück. Dennoch ist in dieser relativ kurzen Zeit einiges geschehen. Ab 1936 errichtete die deutsche Luftwaffe auf Feuchtwiesen nördlich von Obertraubling einen Flugplatz. Zunächst ausschließlich zu Schulungszwecken für Piloten genutzt, war es ab 1940 notwendig, Teile der Flugzeugproduktion der Messerschmitt-Werke Regensburg auf den Flugplatz zu verlegen. Massive Luftangriffe zu Kriegsende zerstörten die Produktionsstätten beinahe gänzlich. Nach 1945 siedelten sich nach und nach Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Gebieten Osteuropas in den Ruinen des ehemaligen Fliegerhorstes an. Mit einfachsten Mitteln und dem noch vorhandenen Material aus der Kriegszeit richteten sie sich hier ein neues Leben ein. Dank ihrer Fähigkeiten und ihrer Zielstrebigkeit entstand rasch eine blühende Industriegemeinde. Am 01. April 1951 wurde Neutraubling offiziell als 4. Vertriebenengemeinde Bayerns gegründet und am 13. Juni 1986 zur Stadt erhoben.

In den Jahrzehnten danach ist einiges passiert und die einstige auf Ruinen entstandene Gemeinde hat sich zu einer wirtschaftsstarken, lebenswerten Stadt mit ganz eigenem Charakter entwickelt. Im kommenden Jahr 2021 feiert Neutraubling Jubiläum und kann auf 70 Jahre Gemeindegründung und 35 Jahre Stadterhebung zurückblicken. Diese Ereignisse und Begebenheiten werden auch in den „Neutraublinger Geschichte(n)“ Verwendung finden. Die Ortsgeschichte damit weiter fortgeschrieben.

„Unsere Bestände wachsen fortlaufend, denn es kommt regelmäßig neues Material dazu. Wir freuen uns sehr über originale Dokumente und Exponate aus privater Hand, von Vereinen und anderen Institutionen.“, so Aichinger. Sicherlich schlummert, schon fast vergessen, noch einiges an interessantem Material in Kellern, Schränken und Ordnern. Jedes einzelne Stück erzählt wiederum seine eigene Geschichte und würde im Stadtarchiv und dem Museumsmagazin dauerhaft für die Nachwelt erhalten. Zukünftig könnte auch dieses Material Auskunft geben, „wie es in Neutraubling damals gewesen ist“.

Zu finden ist das Neutraublinger Stadtarchiv in den Räumen des Klosterbaus, im Untergeschoss der Königsberger Straße 4. Interessierte erreichen Frau Aichinger telefonisch unter 09401/800-29 oder per E-Mail unter archiv@stadt-neutraubling.de. Besuchen Sie das Stadtarchiv gerne nach terminlicher Vereinbarung!


Bild: Stadtarchivarin Petra Aichinger